Freitag, 8. Februar 2008

Das Abenteuer Karneval, Risiken, Eigenheiten und viel Alkohol…

So meine lieben Leser, in diesem Blog werde ich das Phänomen “Karneval“ genauer unter die Lupe nehmen. Glücklicherweise habe ich engen Kontakt zu einer Person, welche undercover zum Wohl der Allgemeinheit, sich freiwillig den Gefahren gestellt hat und sich dem Lebensenergie raubenden Dämon Karneval stellte. Hier an dieser Stelle möchte ich noch mal darauf hinweisen, dass wir solche Personen mehr ehren sollten…sie sind Helden…Es war schon immer so, dass bevor ein Dummy ins Auto gesetzt wurde, um den neuen Airbag zu testen, sich ein lebender Mensch ans Steuer gesetzt hat um Testergebnisse zu sammeln. Es mag sein, dass wir heute in der Lage sind solche Selbstversuche in einem Großteil des Alltags durch Experimente zu ersetzen. Aber dennoch gibt es einige Bereiche, deren Rahmenbedingungen zu komplex oder gar nicht zu imitieren sind, so dass ein realer Versuch mit freiwilligen Humanoiden unausweichlich ist. Denn hierbei haben wir es mit verschiedenen Einflussfaktoren zu tun, wie zum Beispiel: Alkohol und dessen Sinnesverzerrungen, Schlafentzug, Dehydration, einseitige Ernährung und sonstige externe Reize. Um den Versuch zu verifizieren haben sich vier Freiwillige gemeldet, ein Kanadier, ein Marokkaner, ein Kolumbianer und ein Deutscher. Hier sind Fotos der Probanten vor bzw. während dem Experiment...

links Daniel aus Kanada






rechts unser Marokkaner Otsch


nicht mehr ganz frisch, aber bekannt
unten rechts der vierte im Bunde...Chris aus Kolumbien





Anreise: Jedes Abenteuer beginnt in der Regel mit einer Reise. Es sollte uns knapp einen Tag kosten nach Diamantina zu kommen. Zu erst nahmen wir den Bus von Maringá nach Sao Paulo, von da aus mit Flugzeug nach Belo Horizonte um uns dort ein Auto zu mieten und schlussendlich nach 5 Stunden risikoreichen überholen und schlechter Straßen, in Diamantina anzukommen. Alles in allem haben wir für diese Strecke 23 Stunden gebraucht…und wir hatten keine Pausen und Aufenthalte…der Zeitplan war eng!!! In Brasilien werden die meisten Güter, aufgrund fehlender Güterverkehrsinfrastruktur mit dem LKW transportiert. Das hat dann zur Folge, das man ständig hinter langsamen LKWs am Berg hängt und echt Probleme hat sie bergab zu überholen, da die Fahrer alles geben um so viel wie möglich Schwung mitzunehmen für den nächsten Berg. Ich war Fahrer und lasst euch eins sagen, es ist eine andere Welt!!! Aber alles ist gut gegangen und wir erreichten heil unser Ziel.





Das ist eine Typische Straßensituation...lange Autoschlangen und es wird überholt wo es nur geht, da spielen Verkehrsregeln nicht die große Rolle
Das ist ein Lkw wie sie zu hunderten durchs Land fahren... meiner Meinung nach etwas überladen






und dann noch diese Landschaft, an der man vorbeirauscht...ich war einfach hin und weg. Ihr müsst mal draufklicken, in Groß sieht man besser ;-)


Karneval: Wenn man sich umhört, wo denn der beste Karneval in Brasilien stattfindet, dann hört man von den Jugendlichen und jung gebliebenen "Diamantina" und von den gesetzteren Leuten "Salvador" oder "Rio"… Immer wenn ich von meinem Karneval erzähle und die Leute frage, ob sie schon mal da gewesen sind, dann bekomme ich immer als Antwort, "noch nicht", aber gern mal hinfahren würden…ist halt etwas teuer. Es nicht der Karneval an sich, der so viel kostet, sondern das Reisen. Ich habe insgesamt 500€ ausgegeben, inklusive Essen und Trinken!!! Wenn man mich fragt, was ich erwartet habe, dann ist es sicherlich nicht das was ich dort vorgefunden habe. Es ist nicht so wie man es aus dem Fernsehen kennt, Sambaschulen, bunte und riesige Kostüme, Frauen oben ohne(oder zumindest spärlich mit Textilien ausgestattet) und lange Paraden, sondern es war einfach verrückt… Es läuft so, dass sich jemand ein Haus mietet und dann Leute eingeladen werden, bis die Kosten gedeckt sind. So kam es, dass wir ca. 25 Leute waren, in einem recht kleinen Haus. Es ging sogar so weit, dass ich trotz Isomatte und Schlafsack keinen Schlaflatz gefunden habe. Es war einfach kein Platz! Also habe ich jeden Abend versucht im Freien im Hinterhof zu schlafen, was aber jeden Tag durch mal mehr mal weniger heftigen Regen abrupt unterbrochen wurde. Also blieb mir dann nichts anderes übrig als mitten in der Nacht noch in einen Flur umzuziehen und damit zu rechnen, dass meine Nacht wie immer kurz wird, da alle Leute an mir vorbeirammeln und mich aufwecken. So kam es, dass man es selten auf mehr als 4 Stunden Schlaf pro Tag gebracht hat. Der Morgen begann immer damit, dass die Jungs sich erst mal ein Stück Fleisch, ich meine nur Fleisch, gebraten haben um den Hunger zu stillen um dann anschließend sich dem harten Alk oder auch nur dem Bier zu widmen. Um es mal in Zahlen auszudrücken…zw. 9-10 Uhr essen und spätestens ab 11uhr wieder ins Training, denn der Tag ist ja noch lang. Ich will damit nur andeuten, dass getrunken wurde, aber in solchen Massen, dass es nicht mehr als trinken durchgeht, sondern ohne Probleme den Status saufen bekommt. Im weiteren Tagesverlauf setzt man sich vor das Haus, lässt ein wenig die Hüften kreisen, zu Musik, die aus geparkten Autos oder aus Häusern kommt und schaut den Leuten zu die schon wieder in die Stadt pilgern, bis man schließlich selber in Stadt zieht. Zwischendurch kommt man immer mal wieder zurück um noch mal nachzutanken und so geht das dann bis 4,5,6,7 Uhr in der Früh. Es war echt gut...aber mehr als 4 Tage??? keine Ahnung ob das noch Gesund ist...





vor unserem Haus...leider kenne ich nicht die Namen aller, darum beshränke ich mich mit Namen auf die vier Probanten


Ich sprach Eingangs von Einflussfaktoren...hier sind ein paar:



die Damen des Hauses





unser bescheidener Vorrat...

Und so ging es dann in der Stadt ab !!!!

Hauptbühne in der Stadt



















hier war was los



Die selbe Straße aus der andern Richtung






Noch ein paar andere Bilder...











Rückreise: Die Rückreise traten wir nach 4 absolut anstrengenden Tagen gegen 12 Uhr an. Nach dem es den ganzen Vormittag geregnet hatte waren wir zu mindest froh, das es einigermaßen trocken war. Ich habe mal ein wenig aus dem Bus heraus gefilmt und mit Musik, direkt bei der Aufnahme, hinterlegt. Es war eine wunderschöne Landschaft, zu mindest in meinen Augen. Ich habe aus den einzelnen Filmen einen gemach, zu mindest versucht. Ich dachte mal es wäre ganz interessant zu sehen, wie die Landschaft so ist. Also schaut es euch an, aber erwartet nicht so viel von meiner Schnitt- und Aufnahmeleistung. Qualität hat leider beim Komprimieren gelitten.






Fazit: Ich hatte ja auch von Risiken gesprochen…ich sage nur eins, man ist ja im Ausland um mal alles zu probieren und auch um neue Sachen zu probieren…das gilt natürlich auch für Speisen und Getränke. Dennoch sollte man immer aufpassen was man isst, oder es ergeht einem so wie mir. Ich weiß nicht ob jeder weiß, dass sich schon vor längerer Zeit mein Körper dazu entschlossen hat die Verdauung von Erdnüssen strikt zu verweigern… Daher muss ich immer aufpassen, dass ich keine esse, oder ich werde Stammgast auf dem stillen Örtchen. Es kam also wie es kommen musste. Im Übereifer habe ich nicht genau nachgefragt, was denn da so drin ist, in dem komisch blubbernden Cocktail. Was sowieso keinen Sinn gehabt hätte, da ich nicht weiß was Erdnuss auf Portugiesisch ist. Also was soll`s, runter mit dem Zeug…das bereute ich dann eine Stunde später, als ich dringend zum Haus zurück musste. Danach habe ich erst mal eine Zwangspause mit dem Trinken einlegen müssen, um wirklich alle Reaktionen abzuwarten. Aber da ich Sohn eines Apothekers bin, hatte ich natürlich die entsprechenden Mittel dabei um dem ganzen einen Riegel vorzuschieben. Somit konnte ich, Dank der heutigen Medizin, nach gut einer Stunde wieder mich dem Bier zuwenden...;-)

Was ich oben vergaß zu erwähnen, ist die Sache mit den Frauen…Frauen auf dem Karneval sind Freiwild. Das merkt man spätestens wenn man sich von den Brasilianern erklären lässt, wie das abläuft. Also Lektion Nummer 1.) Man(n) geht nicht freundlich zu einer Frau hin und fragt sie, ob sie nicht an einem Kuss interessiert sei, Nein, man schnappt sie sich einfach. 2.) Man(n) versucht die Frau zu küssen, ob sie will oder nicht 3.) Falls es der Frau gelingt sich zu befreien, aus der Umklammerung, macht nichts, die nächste kommt gleich vorbei 4.) Man(n) hat Erfolg, küsst ein wenig und geht dann einfach weiter, oder die Signale waren so eindeutig, dass man sich evtl. zurückzieht. 5.) Was im Karneval passiert, passiert halt, im Nachhinein muss Man(n) oder Frau keine Rechenschaft ablegen darüber was man so getrieben hat. Darum ist auch Karneval in Brasilien der Grund Nr.1 warum man seine Beziehung beendet. Ich finde das ganze mit den Frauen und ihrem Freiwild-Dasein während des Karneval ziemlich befremdlich und ich würde meinen, dass keine europäische Frau damit klar kommen würde.

Schlussendlich sind wir vier um einige Erfahrungen reicher und völlig ausgepowert nach 20 Stunden Rückreise wieder heil in Maringá angekommen und können uns nun mit ruhigen Gewissen zurücklehnen, dass wir wahrscheinlich den ultimativen Karneval miterlebt haben.

Noch ein kleine Bemerkung zu den Kommentaren…leider war es mir noch nicht vergönnt, den Strand zu sehen, da der ca. 6 Stunden mit dem Auto entfernt ist, darum gibt es auch noch keine Bilder davon, aber wenn ich da war, dann sind sie natürlich sofort im Netz. Und Bilder wie ich in der Dusche überrascht wurde kann ich leider auch nicht liefern, da ich nicht immer eine Kamera dabei habe ;-). So das war es erst mal wieder von mir, das nächste Mal melde ich mich aus Loanda. Am Montag soll es losgehen mit dem Praktikum...schau mer mal...

Liebe Grüße Markus